Am kommenden Freitag will Ester Seitz und Co. ein letztes Mal vor ihrer selbstgewählten Sommerpause aufmarschieren. Dass „Karlsruhe wehrt sich“ langsam aber sicher die Luft ausgeht, ist nicht nur anhand der immer geringer werdenden TeilnehmerInnenzahlen zu erkennen, auch die RednerInnenliste wird von Mal zu Mal kleiner und berechenbarer. Scheinbar möchte niemand mehr bei “Karlsruhe wehrt sich” reden, anders ist es nicht zu erklären, dass mit Holm Teichert, zum einen ein Redner mit dabei ist, der schon einmal zugegen war, zum anderen beinahe alle RednerInnen der letzten Male aus Nordrhein-Westfalen bzw. aus dem Westen der Bundesrepublik kamen. Seit Beginn der rechten Aufmärsche in Karlsruhe Anfang 2015 hat sich das Orgateam sowie das TeilnehmerInnenfeld immer wieder gewandelt. Nachdem Thomas Rettig (AfD) sich Ende des letzten Jahres von „Widerstand Karlsruhe“, dem Vorgänger von „Karlsruhe wehrt sich“, verabschiedet hat, scheint nun auch der neue Anmelder der Aufmärsche, Alois Röbosch, die Lust zu verlieren. Anders ist es nicht zu erklären, dass Röbosch, seines Zeichens Stadtrat in Speyer für die Republikaner, beim vergangenen Aufmarsch nicht zugegen war.
Kim Haller, Sprecherin der Antifaschistischen Aktion Karlsruhe, erklärt dazu: “Wir gehen davon aus, dass aufgrund Ester Seitz‘ Engagement in der rechtsradikalen Szene, immer mehr Menschen und UnterstützerInnen den Aufmärschen von „Karlsruhe wehrt sich“ fernbleiben”.
Dass Ester Seitz mittlerweile gute Kontakte in faschistische Kreise hat, wird nicht nur durch ihre Präsenz beim Bundesparteitag der Nazipartei “Die Rechte” in Dortmund, sondern auch anhand ihres Gastauftritts neben dem Ex-NPD Bundesvorsitzenden und verurteilten Holocaustleugner, Günter Deckert, bei einer Kundgebung “gegen Kinderschänder” der mittlerweile in “Die Rechte” aufgegangenen Neonazikameradschaft „Freie Nationalisten Kraichgau“ in Sinsheim, ersichtlich. Diese Kontakte offenbaren sich auch zunehmend im Abbild der Teilnehmenden bei den Aufmärschen von „Karlsruhe wehrt sich“. Neben schwarz-rot-goldenen Fahnen gehören mittlerweile auch schwarz-weiß-rote Reichsfahnen sowie Fahnen mit eindeutig rechtsradikalem Bezug zum Repertoire des dezimierten TeilnehmerInnenfeldes.
Im Gegensatz zu den schwindenden TeilnehmerInnenzahlen von „Karlsruhe wehrt sich“, bleiben die Proteste der NazigegnerInnen und AntifaschistenInnen seit jeher stabil. Dazu erklärt Kim Haller weiter: „Man darf gespannt sein, ob „Karlsruhe wehrt sich“ es überhaupt nochmal aus der Sommerpause schafft. Wir werden auf jeden Fall wieder da sein.“
Die Gegenproteste am kommenden Freitag werden wieder vom „Antifaschistischen Aktionsbündnis Karlsruhe“ sowie dem „Karlsruher Netzwerk gegen Rechts“ organisiert. Beginn ist 17:00 Uhr auf dem Stephanplatz.
Antifaschistische Aktion Karlsruhe im Juni 2016