Beitrag der Kampagne „Eingreifen, wenn es wichtig ist„: Knapp 2500 Menschen haben heute im pfälzischen Kandel gegen einen von der AfD initiierten rechten Großaufmarsch protestiert. Etwa 600 Menschen beteiligten sich an einem kämpferischen Antifa-Block auf der Bündnisdemo. Trotz hohem Polizeiaufgebot und offener Entsolidarisierung von Teilen des lokalen „Wir sind Kandel“-Bündnises, gelang es mehreren hundert AntifaschistInnen aus der Demo heraus in die Nähe der Naziroute zu kommen. Harte Auseinandersetzungen mit dem BFE verhinderten letztlich ein Durchkommen in Richtung der Naziroute.
Das harte Eingreifen der Polizei hatte sich schon zu Beginn der Proteste angekündigt, als mehrere hundert Antifas, die im Kandler Bahnhof die Bahnsteige besetzt hatten, von Bundespolizei und BFE angegriffen wurden. Durch die Blockade war eine störungsfreie Anreise der Rechten unmittelbar vor deren Marschbeginn nicht möglich. Ein brennender Kabelschacht auf der Zugstrecke nach Kandel sorgte zusätzlich für eine längere Sperrung der Strecke, was effektiv die Anreise einiger Rechter verhinderte.
Im Anschluss an die Proteste in Kandel zogen 200 AntifaschistInnen mit einer Spontandemonstration durch den Karlsruher Westen. Ziel war die Wohnung von Marc Jongen, seines Zeichens selbsternannter AfD-Parteiphilosoph. Plakate, Flyer und eine kurze Kundgebung mit Feuerwerk vor der Haustüre informierten AnwohnerInnen über den rechten Hetzer in ihrer Nachbarschaft.
In Anbetracht der kurzfristigen Mobilisierungszeit und der strategischen Bedeutung der Kandler Aufmärsche für die Rechten, konnte die antifaschistische Bewegung heute durchaus Akzente setzen und im vergangenen Monat verlorenes Terrain wieder gut machen. Im Gegensatz zu den letzten Aufmärschen beteiligten sich weit weniger Rechte, demgegenüber ist die Zahl der TeilnehmerInnen der Gegenproteste massiv angestiegen. Hinzu kommt, dass der rechte Marsch in der pfälzischen Kleinstadt nur unter dem massiven Schutz von über tausend Polizisten halbwegs störungsfrei möglich war.
Dass sich der antifaschistische Widerstand in Anbetracht der Umstände sein Handeln nicht von der Polizei oder der rot-grünen Landesregierung diktieren lies war richtig und notwendig. Mit der Bahnsteigbesetzung, dem Vorstoß in Richtung Naziroute und dem abschließenden Hausbesuch konnten eigene Akzente gesetzt werden auf denen zukünftig aufgebaut werden kann.
Obwohl der Rechtsruck mittlerweile spürbar auf den Straßen im Südwesten angekommen ist, hat der heutige Tag gezeigt, dass offensiver Widerstand nicht nur notwendig, sondern auch möglich ist.
Deswegen: Antifaschistisch kämpfen! Ob in Kandel, Dresden oder anderswo!